Marburger Neue Zeitung, Donnerstag, 18. Mai 2000, S.13

Fröhliche Aussage zu Christi Tod

Ein Meister an der Rindt-Orgel und hervorragende Sänger in der Emmauskapelle

Hatzfeld. Für Freunde des Orgelspiels und der Kirchenmusik gilt es immer als ein besonderes Ereignis, wenn in der Hatzfelder Emmaus-Kapelle die Rindt-Orgel gespielt wird, gilt dieses Instrument doch in der Größenordnung von Orgeln kleinerer Kirchen als ein besonderes Juwel. Dafür bürgt schon der Name des Orgelbauers, denn Johann Christian Rindt, der das Instrument der Hatzfelder Kirche gefertigt hat, gilt als einer der bekanntesten und profillertesten Orgelbauer Europas. Es wurde schon 1706 gebaut: seine größten Pfeifen stammen indes aus einer noch weit älteren Orgel.

Eine solche Orgel will gut gespielt sein, um den ganzen Reichtum ihrer Töne und Möglichkeiten zu entfalten. Das besorgte in einem gut besuchten Konzert Michael Führer, dem es in seiner Spielweise besonders ältere Instrumente angetan haben.

Er hatte sich für dieses Konzert mit der Capella Consonante zusammengetan. Das ist ein Vokalensemble von 13 Sängern, die in Begleitung des Instrumentalkreises mit sieben Spielern auftreten. Die Einstudierung der in Hatzfeld gesungenen und gespielten Werke hatte Johannes Führer, die Leitung vor Ort Engelbert Hennes.

Im Mittelpunkt des Gastspiels stand die Kantate „Christ lag in Todesbanden“ von Johann Sebastian Bach, das als frühestes Chorwerk des Altmeisters der Kirchenmusik gilt. Ihm liegt der Text eines Luther-Liedes zugrunde, das Bach in Form einer schlichten Chormotette vertont hat. Es wurde 1707 zum ersten Ma1e aufgeführt.

Orgel, Streicher und Sänger verstanden es, die Bach‘schen Intentionen in schlichter Weise zu verwirklichen, dabei indes den expressiven Gehalt des Textes und seiner Vertonung hervorzuheben. Was Bach an Variationen, Veränderungen und Imitationen in das Werk hineingesteckt hat, kam voll zur Geltung.

Die Rindt-Orgel hatte in diesem Konzert überwiegend das Sagen. Sie hat für Ihre Größe einen starken Klang, der manchmal ein bisschen hart wirkt, aber für fröhliches Musizieren besonders geeignet ist. Die Klangfülle jedenfalls ist erstaunlich und sie findet in der Kapelle durch ihre Innenarchitektur eine sehr gute Resonanz.

Der etwas herben Art von Architektur und Orgelklang waren die von Capella Consonante ausgewählten Werke sehr gut angepasst. Das zeigte sich schon bei Girolamo Frescobaldis Canzon „Sopra Rogier“ und den zwei Variationen über „Nun lob mein Seel den Herren“ von Michael Pratorius. Violine, Viola da Gamba und Basso continuo boten die Sonate VII von Johann Heinrich Schmelzer und die Orgel allein, von Michael Führer gespielt, die Titelmelodie „Christ lag in Todesbanden‘ von Samuel Scheidt bevor die Bach‘sche Fassung von „Christ lag in Todesbanden“ für vier Stimmen, Violinen, Viola. und Basso continuo erklang, das Hauptwerk dieses Konzertes. Es beginnt elegisch breit mit den Streichern und wird mit dem Einsatz des Chores sehr lebendig. Dabei erweist sich der Chor modulationsfähig, ist in den Stimmen gut ausgewogen und singt sehr exakt.

Insgesamt war es eine fröhlich stimmende Aussage, die Chor und Instrumentalkreis mit dem Bach‘schen „Christ lag In Todesbanden“ vermittelten. Das nahmen auch die Zuhörer so auf, die Auftritt und Leistung mit sehr langem, starkem Beifall belohnten.      Karl Schmitt