CD 100 Jahre Kirchenchor Hl. Dreikönige, Neuss (Leitung + Orgel: Michael Führer)

In den ersten Jahrzehnten bestand der Dreikönigenchor aus einem großen Knabenchor (90 Kinder) und einem Männerchor (50 Sänger), der neben gregorianischem Choral vorwiegend zeitgenössische Chorwerke, sowie Werke der altklassischen Komponisten, z.B. Palestrina, Lasso sowie des Cäcilianismus sang. Seit 1938 existiert der Chor als gemischter Kirchenchor und das Repertoire wurde zunehmend um klassische und romantische Literatur erweitert. Geprägt wurde der Chor vor allem von Josef Krey (Lehrer und Dirigent von 1923 bis 1969), Stephan Paffendorf (Organist seit 1950, Chorleiter 1969-1989) und Michael Führer (Kantor an Hl. Dreikönige seit 1989).

Die CD beginnt mit der bekannten Toccata d-Moll von Johann Sebastian Bach, BWV 565.

Einzelne Töne weichen von der gewohnten Aufführungspraxis abweichen, an einer Stelle scheint ein Ton zu fehlen. Dies liegt daran, daß hier konsequent nach der ältesten erhaltenen Abschrift gespielt wurde. Der Versuch einer Deutung dieses Werks könnte bei der Symbolik der Töne ansetzen und dazu führen, das D als Deus oder Dominus zu deuten und das A als Aqua, dann könnte man in der Toccata den Zorn Gottes über das Treiben der Menschen und die Ankündigung der Sintflut sehen und in der Fuge den Regen. (Bibel: Genesis/ 1. Buch Mose, Kapitel 6 bis 9)

Das Hauptwerk der CD ist die Dankmesse “Salve Regina”, Op. 315 des Bruckner-Schülers Josef Gruber (1855-1933), dessen Werke noch heute besonders im süddeutschen Raum beliebt sind. Das gregorianische Salve Regina aus dem verschiedene Themen der Messe entwickelt sind, gesungen von den Männern des Chores ist unter Spur 2 vorangestellt. Hier der Text mit Übersetzung.

Unter den Nr. 9 bis 13 hören Sie 10 Minuten Motetten und Choralvorspiele des frühen 20. Jahrhunderts zum Advent. Auf das Choralvorspiel über „Es kommt ein Schiff, geladen“ von Waldemar Bloch (1906-1984) folgt die bekannte Motette „Eja, so seht den Rosenstrauch“ des Pfitzner-Schülers Hansmaria Dombrowski (1897-1977). Es folgen ein Orgelsatz über Es flog ein Täublein weiße von Oswald Jaeggi und die Motette „Siehe, die Jungfrau wird empfangen“ von Hermann Schroeder. Theophil Forchhammer schrieb zahlreiche Choralbearbeitungen. InMacht hoch die Tür“ findet sich schon der musikalische Hinweis auf das nahende Weihnachtsfest, zu dem Sie in Nr. 15 bis 17 schöne Musik finden.

Der Text des aus dem Breslauer Dom anonym überlieferten Transeamus, dessen Orchestrierung später von Joseph Ignaz Schnabel und von Josef Gruber überarbeitet wurde und zu dem hier erstmals auch das einleitende RecitativNoli timere“ aufgenommen wurde, stammt aus der Weihnachtsgeschichte im Lukasevangelium (2,10-16).

Im weihnachtliche Pastorale Op.22, Nr.1 des Kölner Organisten Carl Sattler (1874-1938) erklingt die alte Melodie „Resonet in laudibus“ mit dem deutschen Text „Josef, lieber Josef mein“, sowie das beliebte Weihnachtslied „Stille Nacht, heilige Nacht“.

Von Ignaz Mitterer (1850-1924), der als Domkapellmeister in Brixen wirkte, erklingen hier 3 seiner zahlreichen Offertoriumsmotetten. Die erste gehört zum Fest des Hl. Stephanus am 26. Dezember, „Reges Tharsis“ zum Fest der Erscheinung (Hl. Dreikönige) am 6. Januar und „Justorum animae“ zum Fest Allerheiligen am 1. November.

Basso ostinato schrieb Michael Führer (geb. 1952) zu seinem A-Examen in einem von barocken und romantischen Vorbildern geprägten Stil.

Das virtuose Konzert-Postludium Op. 26 von Georg Riemenschneider (1848-1913) der in Breslau wirkte, und in dem die 2002 von Klais erneuerte, 1950 eingeweihte Walcker-Orgel noch einmal ihre Wirkung entfalten kann, beschließt diese CD.

 

Jubiläums-CD