Neuß-Grevenbroicher Zeitung, Montag, 14. Juni 2004 S. 19

Ausdrucksstarkes Konzert in Heilige Dreikönige

Lawrence bot Querschnitt durch alle Epochen

Neuss. Douglas Lawrence‘ Orgelspiel hielt völlig, was der knappe, aber viel­versprechende biografische Abriss im Programmheft versprach. Der austra­lische Organist, seit gut 30 Jahren ak­tiv, bot einen Querschnitt durch alle Epochen der klassischen Orgelmusik, spielte streng Kontrapunktisches von Buxtehude mit der gleichen Beherr­schung und Ausdruckskraft wie Mo­dernstes von Philip Nunn. Im barocken Abschnitt des Konzertes in der Pfarr­kirche Heilige Dreikönige demonstrier­te Lawrence „klassische Fähigkeiten“ eines Organisten: Metrisches Gleich­maß, absolute Beherrschung der Stimmführung, gleichmäßige Läufe und ganz dezent gesetzte Ritardandi. Die abschließende Chaconne C-Dur von Dietrich Buxtehude hatte Tempe­rament, Elan und Ausdruck und zeigte absolute Beherrschung des Instru­ments.

    Ganz andere Klänge schlug Lawren­ce im impressionistisch angelegten „Le jardin suspendu“ von Jehan Alain an. Das Spiel mit den Registern und das Ausspielen exotisch-fremder Akkord-kombinationen gelang Lawrence voll­kommen. Eher konventionell-wohl­klingend dagegen Cesar Francks „Cho­ral Nr. 3, a-moll“, dessen Lyrik und Harmonik voll zum Ausdruck kamen, der jedoch hier und da etwas mehr Elan hätte vertragen können. Schlicht und kontrolliert spielte Lawrence sich hier durch sich windende Stimmen und Ak­kordfolgen, legte Klangflächen und schuf Bögen. Nach eher Unbekannte­rem, aber hervorragend Gespieltem von Howells und Elgar stand ein Klas­siker auf dem Programm: Mendels­sohn-Bartholdys „Präludium und Fuge Nr.1 c-moll“, das Lawrence mit selte­ner Perfektion, Geschmack und Kon­trolle interpretierte. Sinnvoll-sensibel wechselte er Register, führte Stimmen und zeigte sich durchaus zur virtuosen Geste hingezogen, sofern die Musik Ge­legenheit dazu bot. Im Präludium gab es keinerlei Unklarheiten, trotz eines recht gehobenen Tempos, jedes kleine Rubato erklang sinnvoll, klug setzte er Phrasen voneinander ab, ohne die Mu­sik damit zu „zerpflücken“. In der voll-klingenden romantischen Fuge machte Lawrence mit kleinen Einhalten und Verzögerungen den Zusammenhang klar, ging souverän mit der komplizier­ten Materie um und brachte die Musik zum Leben. Beeindruckend, wie er den verschiedenen Epochen und Kompo­nisten seines nicht gerade konventio­nellen Programms gerecht wurde. In jedem gespielten Werk schien er klare musikalische Ziele zu verfolgen, die er klug vermitteln konnte. Ob jedoch die Hörgewohntheit mit dem letzten Pro­grammpunkt überstrapaziert wurden, lässt sich schwer sagen, da es der ein­zige Applaus im Konzertverlauf blieb und somit eher die Gesamtleistung des Organisten anerkannte. Philip Nunns „Hymn for the death of Jesus“, in dem ein nachgeahmtes Martinshorn das Hauptmotiv bot und „Scherzo“ (Devils up there), das von archaischer Brutali­tät und Lautstärke war, dürfte nicht je­dermanns Sache gewesen sein...span­nend war es allemal. Wilm Kösters